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Applikationsschrift 157 Even-Mode Impedanz — eine Einführung. |
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Hintergrundinformation Gekoppelte Leitungen werden normalerweise differentiell angesteuert. In diesem Fall wird das sich ausbreitende Signal die differentielle Impedanz der Leitung erfahren. Diese ist niedriger als die Impedanz einer Leitung alleine, da der Einfluss der entgegengesetzten Polarität auf den beiden Leitungen bewirkt, dass sich eine zusätzliche Massepotentiallage zwischen den beiden Leitungen bildet. Ob wohl diese Masselage nur imaginär oder virtuell vorhanden ist, hat sie den gleichen Einfluss wie eine Masselage aus einer Kupferschicht. Nicht alle Signale auf einem gekoppelten Leitungspaar sind jedoch differentiell. Das einfachste Beispiel ist elektrisches Rauschen. Ein Grund für den Einsatz differentieller Leitungen ist die Eigenschaft, Signale mit kleiner Amplitude selbst in Gegenwart eines starken Rauschsignals unverzerrt an der Empfangsstelle zu rekonstruieren. Da die beiden Leiter eng aneinander liegen, werden sie dem gleichen Störfeld ausgesetzt. diese induziert Rauschen in beiden Leitungen mit gleicher Amplitude und Polarität. Während das Originalsignal entgegengesetzte Polarität aufweist und daher dem Einfluss der virtuellen Masse ausgesetzt ist, wird das Rauschsignal diesen Einfluss nicht erfahren. Tatsächlich wird das Rauschsignal aufgrund der identischen Signalform eine höhere Impedanz auf beiden Leitungen erfahren. Die Impedanz, welche das Rauschsignal während der Ausbreitung erfährt ist daher die Even-Mode Impedanz. |
Definitionen der Impedanzbegriffe: Single
ended Zo: Die
gemessene Impedanz einer einzelnen Leitung, welche nicht mit einer zweiten
benachbarten Leitung gekoppelt ist. |
Wann muss die Even-Mode und Odd-Mode Impedanz beachtet werden? Dies ist eine Frage des Schaltungsdesigns und geht über den Rahmen dieser Applikationsschrift hinaus. Betrachten wir jedoch ein Beispiel — nehmen wir das Rauschsignal auf dem Leitungspaar. Übertragungsleitungen benötigen eine korrekte Terminierung um die Signalqualität sicherzustellen und Reflexionen zu vermeiden. Was ist jedoch die korrekte Terminierung im obigen Fall ? Das Signal "sieht" die Odd-Mode Impedanz, das Rauschen "sieht" eine höhere Impedanz - die Even-Mode Impedanz. Soll nun der niedrigere oder der höhere Wert als Terminierung verwendet werden? - oder ein Wert dazwischen? Oder gibt es eine andere Lösung ? Ja, es gibt eine dritte Lösung. Diese ist elegant und möglicherweise nicht in jedem Fall erforderlich. Bei dieser Methode werden zuerst die Odd- und Even-Mode Impedanz terminiert. Zuerst werden die beiden Leitungen mit dem korrekten Even-Mode Wert gegen Masse abgeschlossen (wir nennen diese beiden Widerstände Ra und Rb). Dann wird ein zusätzlicher Widerstand Rc zwischen das Leitungspaar eingefügt..
Abb. 2a Typischer Pi-Abschluss eines gekoppelten Leitungspaars Dieser Widerstand Rc ist für das Even-Mode Signal nicht wirksam, da der Even-Mode anteil in beiden Leitungen identisch ist und kein Even-Mode Strom durch den Widerstand fließt.
Abb. 2b Äquivalente Terminierung (mit Rc als Unterbrechung) im Even-Mode Betrieb Im Odd-Mode Betrieb liegt das Zentrum des Widerstands Rc immer auf 0V. Dieser Widerstand (Rc/2) liegt nun parallelgeschaltet mit dem Even-Mode Abschlusswiderstand. Die Odd-Mode Impedanz entspricht daher der Parallelschaltung von ½ Rc mit Ra.
Abb. 2c Äquivalente Terminierung (mit virtueller Masse) im Odd-Mode Betrieb Diese Anordnung bietet eine perfekte Terminierung des Signals sowohl im Even- als auch im Odd-Mode Betrieb. |
![]() Abb. 4a Elektrische Felder im Even- und Odd-Mode
Abb. 4b Magnetische Felder im Even- und Odd-Mode Im Odd-Mode erzeugt die entgegengesetzte Polarität der Signale eine "virtuelle" Masselage zwischen den beiden Leiterbahnen.
Abb. 4c Virtuelle Masse zwischen den Leitungen im Odd-Mode |
Welchen Einfluss hat dies auf die Leiterplattenfertigung?
Eine steigende Zahl von Anwendungen (z.B. USB 2.0) fordert die Definition der Odd- und Even-Mode Impedanz. Dies bedeutet, dass grösseres Augenmerk auf die Datenaufbereitung der impedanzkontrollierten Leiterplatten gelegt werden muss. Es ist wichtig, das kleinere Änderungen der differentiellen Impedanz zu keinen Toleranzüberschreitungen der Even- oder Odd-Mode Impedanz führen. Die Polar Instruments Si6000c Software setzt leistungsfähige 2D Field Solver ein, um sowohl die Odd- als auch die Even-Mode Impedanz zu berechnen. Diese kann sowohl rasch in der Quicksolver-Oberfläche als auch in Microsoft Excel für eine detailliertere Analyse des Zusammenhangs zwischen Geometrie und Even/Odd Mode berechnet werden. (siehe Abbildung 5 unten). |
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Weitere Informationen zum Thema Berechnung und Messung impedanzkontrollierter Leiterplatten erhalten Sie unter hermann.reischer@polarinstruments.com. Detailliertere Informationen finden Sie auch in folgender Fachliteratur: Hall, Hall, McCall, High-speed
Digital Design, Wiley, 2000 |
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